DDAC in Vi-care.

Aus Erfahrung wird man klug. Aber muss man wirklich jeden Schmerz erfahren der notwendig wäre um klug zu werden, ich denke nein.
Wie ich im letzten Rundschreiben schon geschrieben habe gibt es zur Zeit keine Bananen. Auch Gurken und Topfkräuter aus Deutschland sind betroffen. Grund hierfür ist ein Pflanzenstärkungsmittel mit dem Namen Vi-care, hergestellt von der Firma Citrex in den USA. Dieses Pflanzenstärkungsmittel wurde im ökologischen Landbau eingesetzt um die Pflanzen gegen z.B. Mehltau widerstandsfähiger zu machen. Laut Herstellerangaben besteht es aus einem Extrakt von Zitrusfrüchten und –samen.  Die Wirkungsweise soll phänomenal gewesen sein. Alle freuten sich endlich ein Mittel zur Verfügung zu haben mit welchem man  Pilzkrankheiten, auch im ökologischen Landbau, zumindest in Schach halten kann. Doch die Enttäuschung folgte auf dem Fuß. Vi-care enthält wie man jetzt festgestellt hat DDAC und das in nicht unerheblichen Mengen. DDAC ist ein Desinfektionsmittel, das in vielen Reinigungsmittel enthalten ist und das auch im Zierpflanzenbau als Biozid eingesetzt wird. 17g/Liter, teilte mir ein Großhändler aus dem Süddeutschen Raum mit, ist in Vi-care davon enthalten. Das hört sich zuerst sehr wenig an, aber pro 1000 Liter sind das 17 kg, und das ist keine Verunreinigung. Hierzu muss man wissen, daß unter dem Namen Citrex auch Reinigungsmittel verkauft werden.
Spannend ist die Frage, ist die Wirkung von Vi-care auf den Zitrusextrakt zurückzuführen oder auf die Beimengung oder Verunreinigung mit DDAC. Keiner weis es und das ist das Drama.

Ein Drama nicht für uns. Für Sie nicht, und auch für unseren Betrieb nicht, da wir das Mittel nicht eingesetzt haben, obwohl es uns von der Beratung wärmstens empfohlen wurde. Es ist ein Drama für die Bananenbauern in Mittelamerika, deren Bananen auf dem Weg von dort zu uns hier voraussichtlich vernichtet werden müssen. Das  ist nicht nur ein Container, das sind deren Viele und an jedem hängt ein Schicksal. Die Bananenanbauer haben Vi-care gegen die Kronenfäule gespritzt. Da DDAC als Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen ist, beträgt hier der Grenzwert 0,01mg/kg. Ab dieser Menge DDAC im Lebensmittel ist die Ware nicht mehr verkehrsfähig und muss vernichtet werden. In Deutschland sind hiervon hauptsächlich Gurkenbetriebe und Topfkräuterbetriebe davon betroffen.

Das Problem im ökologischen Landbau ist, daß es zwar ein Positivliste der Pflanzenschutzmittel, Pflanzenstärkungsmittel und Düngemittel gibt die im ökologischen Landbau eingesetzt werden dürfen, aber der Herstellungsprozess dieser Produkte unterliegt nicht der EU Biokontrolle. Bisher hat man sich hier im Bereich Pflanzenschutzmittel und Pflanzenstärkungsmittel auf die Zulassungsbescheide des  Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und der Listung dieser Mittel bei der FIBL, verlassen. Die FIBL ist das Forschungsinstitut für den Biologischen Landbau. Sie prüft und bewertet die Mittel die im ökologischen Landbau zugelassen sind und erstellt Positivlisten an welchen sich die Bioverbände, die Kontrollstellen, die Erzeuger und auch die Verarbeiter orientieren. Wie man jetzt sieht reicht deren Arbeit nicht aus, da sich sowohl das Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bei der Zulassung, als auch die Fibel bei der Positivlistung, zu sehr auf die Herstellerangaben verlassen haben, ohne Analysen durchzuführen und auch ohne den Herstellungsprozess dieser Mittel zu überwachen.

Jeder Biobauer, Biogärtner, Verarbeiter und Großhändler muss sich der EU-Biokontrolle, und wenn er Mitglied in einem Verband ist, auch den Verbandskontrollen, unterwerfen. Hier werden Warenflusskontrollen, Analysen und Buchprüfungen durchgeführt, das ist auch gut so im Sinne der Verbraucher. Für die Betroffenen Erzeuger, Hersteller und Verarbeiter ist dies zwar mit einem erheblichen Aufwand verbunden, doch innerhalb der Kette der Herstellung eines Lebensmittel kann sich hier jeder auf jeden Verlassen, da die Kontrollen die geforderte Qualität garantieren.

Um diese Qualität auch zukünftig garantieren zu können müssen die Verbände des ökologischen Landbaues, wie Bioland, Demeter und Naturland, sowie auch die Verarbeiter und Hersteller von Lebensmittel, darauf drängen und hinwirken, daß sich  auch der vorgelagerte Bereich der Erzeugung, wie die Hersteller und Inverkehrbringer von organischem Dünger, Pflanzenstärkungs- und –hilfsmittel, der EU-Biokontrolle unterwerfen muss.

Die gegenwärtige Witterung läst die Kulturen im Freiland und in den Gewächshäusern regelrecht explosionsartig wachsen. Natürlich besteht bei dieser feuchtwarmen Witterung auch eine erhebliche Infektionsgefahr für Pilzkrankheiten. Dieser Gefahr begegnen wir durch ein starkes ausdünnen der Bestände um dadurch den Luftaustausch im Gewächshaus zu erhöhen und damit auch die Luftfeuchtigkeit zu senken.

Nächste Woche gibt es Rote Beete Bund, Landgurken, glatte Petersilie, Bundzwiebel. In kleineren Mengen ernten wir roten Mangold und Buschbohnen. Unsere Dicken Bohnen werden wir noch diese Woche umbrechen.

Am Freitag den 13.07.2012  um 15 Uhr machen wir eine Hofführung und eine Felderrundfahrt. Bitte melden Sie sich zu dieser Veranstaltung an.

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