Tierhaltung, Gülle, EHEC. Wochenbrief KW 22 2011

Liebe Kunden/innen.

Ökologischer Landbau, die Tierhaltung und die  Gülle.  Eine unserer Kundinnen fragte per e-mail, warum wir nicht im ökologischen Landbau auf die Tierhaltung verzichten, denn keine Tierhaltung, keine Gülle, kein EHEC. Wenn es so einfach wäre: hier meine Antwort.

Obwohl wir auf unserem Hof auch Freilandgeflügel halten ist mir und uns klar, daß ein flächendeckender ökologischer Landbau ohne einen weitgehenden Verzicht auf Fleisch nicht möglich ist.  Im Vergleich zum konventionellen Landbau hat der ökologische Landbau eine geringere Produktivität pro Flächeneinheit. Mit unseren bisherigen Produktionsverfahren im ökologischen Landbau und den daraus resultierenden Erträgen ist es unmöglich Mensch und Tier in der bisherigen Anzahl gleichermaßen satt zu bekommen. Trotzdem denke ich ist eine Tierhaltung in diesen Bereichen gerechtfertigt, wo Lebensmittel erzeugt werden, die nicht für den Menschlichen verzehr geeignet sind. Damit meine ich hier Gras und Feldfutter wie es zum Beispiel im Schwarzwald und im Algäu wächst. In diesen Regionen, den sogenannten Grünlandregionen, ist eine Landwirtschaft ohne Tierhaltung, hier insbesondere die Wiederkäuer, wie Rind, Schaf und Ziege, nicht möglich, denn nur die Wiederkäuer sind in der Lage dieses Lebensmittel Gras in Nahrung, die für den menschlichen Verzehr geeignet ist, umzuwandeln: In Fleisch, Milch und Milchprodukte. Zu bedenken ist auch, daß in Ackerbauregionen, (also in Gebieten in denen nicht nur Gras wächst) ökologischer Landbau ohne Feldfutterbau sehr schwierig ist, denn das Feldfutter, wie Klee und Luzerne, in der Fruchtfolge stellt den nachfolgenden Kulturen die benötigen Nährstoffe zur Verfügung. Auch werden mit dem Feldfutteranbau  Wurzelunkräuter wie Distel und Ampfer erfolgreich bekämpft. Und auch hier gilt wie in den Grünlandregionen, daß sich dieses Feldfutter über Wiederkäuer am besten und sinnvollsten verwerten lässt.

Und hier haben wir jetzt das unangenehme Problem, daß eben gerade die Wiederkäuer Träger und Ausscheider der EHEC Bakterien sind. Allerdings, und auch das haben meine Nachforschungen zu EHEC ergeben, tritt dieses Problem vor allem in Tierbeständen auf, die nicht wiederkäuergerecht gefüttert werden. Da Gras eine sehr geringe Energie- und Nährstoffdichte hat und der Magen der Wiederkäuer sich nicht beliebig vergrößern lässt, versuchte  man durch die Zugabe von Mais, Getreide und Sojaschrot  die Energie- und Nährstoffdichte des Futters zu erhöhen, um die Leistungsfähigkeit der Tiere zu verbessern. Sie können sich den ersten Magen einer Kuh vorstellen wie eine kleine Biogasanlage. In diesem ersten Magen wird Gras und  Heu so vergärt und aufgeschlossen, daß diese Futtermittel dann in den darauffolgenden Mägen dem Tier als hochwertiges Nahrungsmittel zu Verfügung stehen.

Erhöht man nun sehr stark die Energie- und Nährstoffdichte des Futters, können sich Fehlgärungen entwickeln, die die Verbreitung von EHEC begünstigen. Hier steht die Forschung noch am Anfang und auch hier hat der ökologische Landbau noch viel dazuzulernen.

Wir in unserem Betrieb haben schon im letzen Jahr über die bei uns eingesetzten Düngemittel diskutiert und haben entschieden ab 2011 im Gemüsebau nur noch vegane Dünger einzusetzen, denn es ist unlogisch sich im ökologischen Landbau für die argerechte Tierhaltung einzusetzen und gleichzeitig Nebenprodukte der Fleischindustrie, wie Schweineborsten und Federmehl,  als Dünger zu verwenden.  Seit Anfang des Jahres verwenden wir als Dünger im Gemüsebau Malzkeime, ein Nebenprodukt der Bierherstellung. Den Mist aus unserer Geflügelhaltung bringen wir auf unseren Getreideflächen aus.

Nachbemerkung:

Wenn man über Gülle redet muss man auch über Kläranlagen reden, die nichts anderes sind, als große Güllebehälter in denen die menschlichen Ausscheidungen gesammelt verarbeitet und entsorgt werden. Angesichts der Endlichkeit unsere Vorräte auf der Erde an Kali, Phosphor und Magnsium, ist es mittelfristig notwendig die organischen Abfälle unserer Gesellschaft wieder so aufzubereiten, daß man Diese für die Pflanzen unbedingt notwendigen Nährstoffe wieder bedenkenlos als Dünger verwenden kann. Bis dies jedoch soweit ist, werden noch Jahrzehnte ins Land gehen.

Grüße

Michael Braun

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